Dienstag, 29. Oktober 2013

[Buchrezension] Zeitenzauber: Die magische Gondel - Eva Völler (Band #1)

Genre: Science-Fiction (Zeitreisen), Jugendbuch
Erscheinungsjahr: 2011
Reihe: 1. Band
Seitenzahl: 333 Seiten (Hardcover)
Meine Ausgabe: Ebook

Goodreads

Inhalt:
"Die 17-jährige Anna verbringt ihre Sommerferien in Venedig. Bei einem Stadtbummel erweckt eine rote Gondel ihre Aufmerksamkeit. Seltsam. Sind in Venedig nicht alle Gondeln schwarz? Als Anna kurz darauf mit ihren Eltern eine historische Bootsparade besucht, wird sie im Gedränge ins Wasser gestoßen - und von einem unglaublich gut aussehenden jungen Mann in die rote Gondel gezogen. Bevor sie wieder auf den Bootssteg klettern kann, beginnt die Luft plötzlich zu flimmern und die Welt verschwimmt vor Annas Augen ..." (Quelle: goodreads.com)

Gewürzt mit:
Intrigen, geheimnisvollen Alten, Plumpsklos, einem "intergalaktischen Translator" und ein paar Nonnen in Partylaune

Meinung:
Ich habe Zeitreisengeschichten schon immer geliebt. Dabei muss gar keine Logik anwesend sein und bis zu einem gewissen Grad sind Paradoxe ja sowieso nicht zu vermeiden, also was soll's :D . Dieses recht dünne Buch liefert eine weitere interessante Interpretation ein und derselben Grundidee.

Anna ist am Anfang recht unsympathisch, weil sie sich mehr oder weniger für sich selbst interessiert. Ihr ist zwar nicht alles völlig egal, aber sie ist halt ein typischer Teenager, der hauptsächlich sein Leben im Kopf hat (wer nicht? ;D). Nachdem sie aber in der Vergangenheit gelandet ist und dort immer länger festsitzt, zeigt sie eine schöne Charakterentwicklung. Sie wird nach und nach zu einer mutigen jungen Frau, die sich um ihre Freunde sorgt und ihr Leben und Schicksal selbst in die Hände nimmt. Ihr Humor ist übrigens köstlich :D . Das Kichern war beim Lesen vorprogrammiert (und schon wieder denkt meine Familie, ich habe sie nicht mehr alle).

Sebastiano hingegen, der junge Mann aus dem Boot, ist mir zu blass geblieben. Er ist bodenständig und mutig, aber man sieht so wenig von ihm. Meistens ist er entweder nicht da oder sagt wenig. Ich kann Annas Interesse an ihm zwar schon nachvollziehen, Sebastiano ist durchaus sympathisch, hoffe aber, dass er im nächsten Band mal aus sich herausgeht und zeigt, was er so draufhat. In diesem Band waren ihm dafür oft die Hände gebunden.

Die restlichen Personen sind alle einzigartig, was ich Völler sehr hoch anrechne. Jeder ist richtig in Szene gesetzt worden und hat seinerzeit sein Tüpfelchen auf dem i bekommen. Und was noch wichtiger ist: JEDER hat eine Rolle gespielt! Wenn jemand in der Geschichte erwähnt wird, dann kann man davon ausgehen, dass derjenige auf jeden Fall eine Funktion hat. Auch wenn sie noch so klein ist, hat sie meist gravierende Auswirkungen auf den Haupthandlungsstrang.

Das Prinzip der Zeitreisen ist mir selbst noch nicht ganz klar. Ich denke, Völler hat es absichtlich zum größten Teil im Dunkeln gelassen, weil es eine Trilogie werden soll, und man auf diese Weise in jedem Buch etwas dazulernt.
Was man in diesem Band erfährt, ist Folgendes: Es gibt drei Hauptarten von Zeitreisenden - Beschützer, Bewahrer und Boten. Dann gibt es noch Leute wie Anna, die zufällig in die Vergangenheit mitgenommen werden. Sebastiano hat für sie die Bezeichnung Joker vorgeschlagen ^-^ . Dabei gehört sie zu den Spezialfällen, da sie sich an das Leben im 21. Jahrhundert erinnern kann. Die meisten Leute, die zufällig mitgenommen werden, können das nicht. Sie glauben demnach, schon immer in der Zeit gelebt zu haben, wo sie gelandet sind.

Aufgabe der Beschützer, Bewahrer und Boten ist das Lösen von Problemen in der Vergangenheit, die die Zukunft völlig verändern würden. In diesem Fall ist eine gewisse Familie ein Problem, die versucht, an die Führungsspitze Venedigs zu gelangen, was so in der Weltgeschichte nicht vorgesehen war. Ihr Bestreben würde zur Zerstörung der schönen Stadt führen - und genau das versuchen die Zeitreisenden zu verhindern.

Was mir besonders gefallen hat, war der Einzelbandcharakter dieses Buchs. Die Geschichte ist am Ende in sich abgeschlossen, alle Handlungsstränge finden ihr Ende und im nächsten Band geht es um eine andere Stadt. Man muss also nicht weiterlesen, wenn man nicht will. Bemerkenswert ist auch der historische Hintergrund, der eine wichtige Stellung in der Geschichte einnimmt. Die Autorin hat sich Mühe bei der Recherche gegeben, das merkt man, obwohl ich natürlich nicht beurteilen kann, ob auch alles so stimmt. Die vielen kleinen Details bereichern die Geschichte aber ungemein. Was bin ich froh, jetzt zu leben und nicht damals ;D .

Was ich sonst noch zu bemängeln habe, ist die Schnelligkeit des Romans. Sagt jetzt bitte nicht "Hä?" :D . Ja, dieser Roman ist schnell. Für meinen Geschmack teilweise viel zu schnell. Der Anfang ist zügig durch und ohne große Vorreden landet Anna in der Vergangenheit. Ihre Beziehung zu Sebastiano entwickelt sich ebenfalls unglaublich... schnell. Ja, sie haben sich ein paar Mal gesehen, waren hier und da und dann BÄM - Liebesgeständnis!! Moment, wie jetzt?? Ich dachte nur: "Sag's nicht. Nein. Aaaaaah, sie konnte es nicht gesagt haben!" ;D
Zwischendurch hat sich alles ein wenig langsamer entwickelt, sodass man in Ruhe in die Welt abtauchen konnte. Die Einzelheiten, die sich Völler einfallen ließ - dass man zum Beispiel nichts aussprechen kann, was es damals nicht gab, wenn jemand aus der Vergangenheit zuhört - haben die Geschichte echt liebenswert gemacht.
Dann war da noch das Ende. Das war auch ziemlich...na? Schnell. Sie kam, sah und siegte. Fast buchstäblich. Nu ja, das lasse ich noch eben durchgehen, weil die Alternative wahrscheinlich eine von diesen berühmten Szenen gewesen wäre, wo der Bösewicht dem Helden lang und ausführlich erzählt, wie er sich alles ausgedacht hat und was für ein herrlich fieser Typ er eigentlich ist. Maaaann, ich hasse diese Szenen ._.
Zum Glück blieb man hier verschont.

Fazit:
Das Buch ist eine solide Geschichte mit lediglich ein paar kleineren Mängeln und daher gibt es von mir eine klare Leseempfehlung!


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